Das Preload-Konzept – eine Vorspeise, die nachfolgend die Nahrungsaufnahme reduzieren soll


Die Rationale hinter dem Preload-Konzept ist, dass der Verzehr einer kleinen Vorspeise in einem genau definierten Abstand vor der eigentlichen (Haupt)-Mahlzeit die nachfolgende Nahrungsaufnahme reduzieren soll. Ziel des Preloads ist es, den Appetit bzw. den Hunger zu Beginn der Mahlzeit soweit zu reduzieren, dass insgesamt weniger verzehrt wird (3). Ein geringerer Abstand des Preloads zur Mahlzeit (ca. 20 - 30 Min anstelle > 60 Min.) scheint sich günstiger auf die Reduktion der Nahrungsmenge auszuwirken (6).

Besonders gut untersucht ist die Verabreichung von Getränken in unterschiedlichen Volumina und Zusammensetzungen. Positive Daten liegen vor für die Aufnahme von größeren Mengen (400 ml) von kohlensäurehaltigen Getränken bis ca. 10 Minuten vor der eigentlichen Mahlzeit (8). Bei gleichen Volumina hat ein hoher Kohlensäuregehalt einen stärker appetitreduzierenden Effekt (8). Diese Art von Preload reduziert signifikant die Energieaufnahme der Mahlzeit. Zudem scheint es eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen dem aufgenommenen Volumen und dem Grad der Sättigung zu geben. Je größer das Volumen des Preloads (600 ml statt von 300 ml), desto ausgeprägter der Sättigungseffekt und die Reduktion der nachfolgenden Nahrungsaufnahme (7).

Besonders häufig untersucht wurde die Verabreichung von eiweißreichen Getränken als Preload (1, 2, 5). Von den drei Makronährstoffen Eiweiß, Kohlenhydraten und Fett besitzt Eiweiß den ausgeprägtesten Sättigungseffekt (2). Molkeprotein scheint in dieser Hinsicht besonders wirksam zu sein (4). Es war daher auch nicht überraschend, dass ein Molkeeiweißgetränk 30 Minuten vor der Mahlzeit getrunken, die nachfolgende Nahrungsaufnahme signifikant reduziert (5), indem es zu Beginn der Mahlzeit den Appetit bzw. den Hunger reduziert und darüber hinaus dazu beiträgt, dass frühzeitig ein Gefühl von Sättigung einsetzt.

Ursprüngliches Ziel der Anwendung des Preload-Konzeptes war es, die Gesamtenergiezufuhr zu reduzieren. Der Einsatz eines Preloads wäre demnach nur sinnvoll, wenn die Verringerung der Energieaufnahme in der nachfolgenden Mahlzeit mindestens den Energiegehalt des Preloads kompensiert. Wünschenswert wäre eine relevante Reduktion der Gesamtenergiezufuhr des Tages. Die bisherigen Studiendaten zusammenfassend, konnte bisher nicht der Nachweis erbracht werden, dass durch die Aufnahme eines Preloads die Gesamtenergiezufuhr (Preload + Mahlzeit) signifikant vermindert wird (1, 2). Häufig wurde in Studienergebnissen zwar eine Abnahme der Nahrungsaufnahme dokumentiert, in der Regel aber keine vollständige Kompensation des Prelaod-Energiegehaltes erreicht (2, 7). Eine Ausnahme bildete eine Untersuchung, bei der verschiedene Suppen als Preload angeboten wurden: Suppe mit niedriger Energiedichte reduzierte die Gesamtenergieaufnahme (Preload + Hauptmahlzeit), wobei von der Hauptmahlzeit ca. 20 Prozent weniger gegessen wurde (9). Je geringer der Energiegehalt des Preloads, desto wahrscheinlicher war eine Kompensation in der nachfolgenden Mahlzeit (8). Das anspruchsvolle Ziel einer relevanten Verminderung der Gesamt-Tages-Kalorienzufuhr durch einen energiehaltigen Preload konnte bisher nicht erreicht werden (1, 2, 7).


Literatur:
  1. Bertenshaw EJ, Lluch A, Yeomans MR. Dose-dependent effects of beverage protein content upon short-term intake. Appetite. 2009 Jun;52(3):580-7.
  2. Bertenshaw EJ, Lluch A, Yeomans MR. Satiating effects of protein but not carbohydrate consumed in a between-meal beverage context. Physiol Behav. 2008 Feb 27;93(3):427-36.
  3. Yeomans MR, Gray RW, Conyers TH. Maltodextrin preloads reduce food intake without altering the appetiser effect. Physiol Behav. 1998 Jun 15;64(4):501-6.
  4. Luhovyy BL, Akhavan T, Anderson GH. Whey proteins in the regulation of food intake and satiety. J Am Coll Nutr. 2007 Dec;26(6):704S-12S. Review.
  5. Akhavan T, Luhovyy BL, Brown PH, Cho CE, Anderson GH. Effect of premeal consumption of whey protein and its hydrolysate on food intake and postmeal glycemia and insulin responses in young adults. Am J Clin Nutr. 2010 Feb 17. [Epub ahead of print]
  6. Almiron-Roig E, Flores SY, Drewnowski A. No difference in satiety or in subsequent energy intakes between a beverage and a solid food. Physiol Behav. 2004 Sep 30;82(4):671-7.
  7. Rolls BJ, Bell EA, Waugh BA. Increasing the volume of a food by incorporating air affects satiety in men. Am J Clin Nutr. 2000 Aug;72(2):361-8.
  8. Moorhead SA, Livingstone MB, Dunne A, Welch RW. The level of carbonation of a sugar-sweetened beverage preload affects satiety and short-term energy and food intakes. Br J Nutr. 2008 Jun;99(6):1362-9. 
  9. Flood JE, Rolls BJ.Soup preloads in a variety of forms reduce meal energy intake. Appetite. 2007 Nov;49(3):626-34.  


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